Anlässlich der Landtagswahl im Saarland nutzt die Franz Mensch Klima Stiftung eine ganze Seite in der Saarbrücker Zeitung (Ausgabe vom 19.03.2022), um über die Klimakrise aufzuklären und der Bevölkerung deutlich zu machen, wie wichtig ihre Stimme in der anstehenden Wahl ist, um eine Änderung in der Politik zu erreichen. Folgende Texte erscheinen dazu in der Ausgabe.


Ist eine Zukunft ohne Russland möglich?


Mit Hinblick auf den entfachten Krieg in der Ukraine und die steigenden Energiepreise, erscheinen kurzfristige Lösungen – und sei es die Rückkehr zu Kohlekraft und Kernenergie – zur Gewährleistung einer Unabhängigkeit von Russland wichtiger denn je. Und das Saarland, das mit einem Anteil an regenerativer Energie von etwa einem Fünftel weit unter dem Bundesdurchschnitt von fast 46%1 liegt, ist schließlich besonders von Preiserhöhungen im Energiesektor betroffen.


Hundert Prozent erneuer bare Energien bis 2030 – Eine Illusion, wenn man das bescheidene Ziel von Ministerin AnkeRehlinger bedenkt, die mit 40% weniger als die Hälfte bis 2030 für ausreichend erachtet. Dass eine ausschließlich regenerative Stromgewinnung dennoch durchaus möglich und vor allem strategisch sinnvoll ist, um unabhängiger von der globalen Energiewirtschaft zu sein, sollen folgende Überlegungen zeigen:


Mit 820 Sonnenstunden 2019 ist das Saarland nicht nur das sonnigste Bundesland Deutschlands und bietet ungeheures Potenzial für Solarenergie, aber auch die Windpotentialstudie 2011 schreibt dem Saarland eine enorme Entwicklungskraft zu, im Osten wie im Westen – und sogar nach Außerachtlassung der sogenannten harten Ausschlussflächen aufgrund von Wohnbebauung und Naturschutzgebieten. Große Stromspeicher von bis zu 500 MW können Zuverlässigkeit und Planungssicherheit gewährleisten – und das Saarland unabhängiger von globalen Gas- und Kohlepreisen machen.

Eine autonome und nachhaltige Zukunft, die sich rechnet.


Und hier die schlechte Nachricht: Die Verantwortlichen versagen kläglich.


Wussten Sie, dass wir persönlich nur einen Bruchteil des deutschlandweiten CO2-Austoßes beeinflussen können?

Es scheint absurd, wird doch die ganze Zeit von einer dringend notwendigen Mentalitätsumstellung geredet, zu einem nachhaltigen Lebensstil in einer Utopie aus Fahrradfahren, veganer Ernährung und Bambuszahnbürsten aufgerufen. Dabei macht unser individueller CO2 Fußabdruck nicht mal ein Fünftel der deutschlandweiten Emissionen aus, denn:


Rund 83 % des CO2-Austoßes ist ausschließlich politisch regulierbar.²


Während über die Medien zu einem nachhaltigem Konsumbewusstsein, zu Verzicht und Vernunft aufgerufen wird, gewinnen wir Strom weiterhin über Kohlekraftwerke. Eine Umstellung auf vegane Ernährung, ein Verzicht aufs Autofahren und das Einstellen von Inlandsflügen wird heftig diskutiert, gleichzeitig pumpen Kohlekraftwerke das Hundertfache der Mengen, die wir sorgsam einzusparen versuchen, in die Atmosphäre. Absurd?


Systematischer Lobbyismus – oder: Alles eine Frage des Geldes?


Um die dringend notwendige Regulierung des CO2-Ausstoßes zu verhindern, wird enormer Einfluss genommen, es fließen Mammutgelder.

„Ich denke, auf politischer Ebene ganz bedeutend sind die Lobbykräfte der fossilen Brennstoffindustrie“, erklärt Klimaforscher Prof. Stefan Rahmstorf. Diese haben „systematisch Hunderte von Millionen Dollar ausgegeben […] – für Vernebelungstaktiken, Verwirrung der Öffentlichkeit über die Ergebnisse der Klimaforschung und um direkt Einfluss auf die Politik zu nehmen.“

Stellt sich die Frage, wie wir im Einzelnen dennoch Initiative ergreifen und etwas unternehmen können, Herr Rahmstorf?„Erstens: Klima wählen. Und zweitens: Darüber reden.“


Quellen:

1) https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/infomaterial/jahresberichte/fraunhofer-ise-jahresbericht-2020-2021.pdf

2) Tagesschau


Corona – Die Pandemie für Anfänger


Ach, so ein, zwei Grad wärmer wäre doch ganz angenehm! Oder nicht? Leider zeichnet sich unleugbar ab, dass wenn sich nicht schnell etwas ändert, eben diese paar Grad die Grundbeschaffenheit unseres Planeten derart verändern werden, dass manche Regionen für Lebewesen unbewohnbar werden.


Nicht nur werden bis 2050 unfassbare 200 Mio. Menschen gezwungen sein, als Klimaflüchtlinge ihre Heimat zu verlassen. Auch ermöglicht ein milderes Klima tropischen Stechmücken Einzug in nördlichere Gegenden – die Asiatische Tigermücke ist bereits vor ein paar Jahren durch die Globalisierung in Deutschland gelandet und zunehmend steigende Temperaturen ermöglichen ihr, sich weiter zu verbreiten – Krankheiten wie das Zika Virus, das Dengue Fieber und das West-Nil Fieber zu übertragen. Gerade das Zika-Virus ist dabei für Schwangere besonders gefährlich: Es kann das Ungeborene infizieren und die Entwicklung der Nervenzellen im Hirn hemmen.


Wie bedrückend die Angst vor neuen Krankheiten sein kann, wie einschneidend plötzliche große Veränderungen die Gesellschaft beschweren und für uns stabile Lebensbedingungen aufweichen und zerstören – all das haben wir in der Corona-Pandemie gelernt. Und nun macht jedes Zehntel Grad global einen gewaltigen Unterschied aus: Wollen wir neue Krankheitserreger, noch ein Virus?³


Quellen:

3) https://inforeisemedizin.ch/dengue-chikungunya-zika/

      https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/weltbank-klimawandel-103.html

      https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/klimawandel-asiatische-tigermuecke-breitet-sich-in-europa-aus-1.1341376


Russland – Die stille Gefahr
der kippenden Kaffeetasse

Im Zuge des Krieges in der Ukraine forciert die Berichterstattung in diesen Tagen besonders oft Russland – doch statt der fortschreitenden Eskalation und den menschenunwürdigen Kriegsverbrechen Putins, soll es hier um eine ganz andere, stillere Gefahr gehen: die Permafrostböden in Sibirien.


Aber was sind Permafrostböden überhaupt? Böden, die mindestens zwei Jahre in Folge gefroren sind und vor allem in Sibirien vorkommen, das von Eisschichten, Schnee und Kälte gezeichnet ist. Böden, die nun, dem Klimawandel zufolge, auftauen – und unglaubliche Mengen an CO2 freisetzen. Bis zu 1600 Gigatonnen, so schätzen Forscher, was der doppelten Menge an Kohlenstoffdioxid in der gesamten Atmosphäre (800 Gigatonnen) entspricht.


Der Effekt? Ein rasantes Verstärken des Klimawandels, ein sogenannter Kipppunkt. Vorstellen kann man sich das, wie eine Kaffeetasse, die über den Schreibtischrand hinausgeschoben wird: Zunächst hält sie noch das Gleichgewicht, doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sie fällt und zerbricht.
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Quellen:

4) https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3283.pdf

      https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/so-beschleunigt-die-permafrost-schmelze-den-klimawandel/


Die Klimakrise kennt kein Glück

Rund 50.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen von Naturkatastrophen, die sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt haben und immer heftiger werden.


Das gilt auch für Deutschland – und vor allem für das Saarland, das tatsächlich, statistisch gesehen, am schlimmsten von deutschen Unwettern bedroht ist. Dass die Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal ebenso die benachbarten Bundesländer treffen können, erklärt Diplom-Metereologe Dominik Jung: „Wenn das Sturmgebiet in anderer Richtung eingezogen wäre, dann hätte diese Sintflut das Saarland voll erwischen können.“


Dass das Sturmtief in eine andere Richtung gezogen ist: reines Glück? Doch auf wieviel Glück können und wollen wir noch hoffen?
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„Es gibt Wochen, in denen Jahrzehnte passieren“


„Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert – und es gibt Wochen in denen Jahrzehnte passieren“, heißt es – und wie Zweiteres fühlt sich die aktuelle Situation an:


Wir erleben eine Pandemie im dritten Jahr, einen Angriffskrieg einer ehemaligen Großmacht auf europäischem Boden – und nicht zuletzt eine existenzielle Klimakrise. Drei Katastrophen mit ungewissem Ausgang.


Während in der Covid-Pandemie die Arbeit der Wissenschaft in Rekordzeit gleich mehrere Impfungen hervorgebracht hat und der Einmarsch Russlands in der Ukraine einen lange nicht gesehenen Schulterschluss der westlichen Welt mit umfassenden Sanktionen und einer Bekräftigung der Solidarität zwischen demokratischen Ländern als Gegenreaktion hervorgebracht hat, bleibt ein Aufbäumen gegen die Klimakrise in ähnlicher Symbolik und Wirkungsweise weiterhin aus.


Stattdessen werden vermeintliche Kosten diskutiert und es wird zum Reduzieren des eigenen CO2-Ausstoßes aufgerufen. Dabei liegt es auf der Hand: Prävention und konkrete Klima-Krisenbewältigung ist die deutlich günstigere Alternative – die jedoch nicht von Individuen umgesetzt werden kann. Die Macht dafür hat nur die Politik.


Und den direktesten Einfluss haben wir womit? Unserer Stimme. Dass dies keineswegs selbstverständlich ist, sehen wir täglich, wenn wir auf den Krieg in der Ukraine blicken: Deutlicher denn je, erkennen wir das Privileg einer Demokratie. Ein Privileg, das es nun zu nutzen gilt.


Was in den nächsten Jahrzehnten passiert, entscheiden die nächsten Wochen – entscheiden Sie bei der Landtaswahl am 27. März.


Wählen Sie Zukunft – wählen Sie Klima.


Quellen:

5) https://www.saarbruecker- zeitung.de/saarland/meteorologe-erklaert- warum-saarland-von-hochwasser-verschont- blieb_aid-61354943          https://wohnungswirtschaft-heute.de/saar- land-am-staerksten-von-unwettern-betroffen/

      https://www.welthungerhilfe.de/informieren/ themen/klimawandel/naturkatastrophen/